Babyschlaf
Müssen unsere Babys das Schlafen erst lernen?
Kurz und knapp: Ja! Tatsächlich ist es so, dass ein müdes Baby NICHT automatisch in den Schlaf findet. Babys müssen das Schlafen erst lernen. Und bis sie es können, vergeht einige Zeit. Studien besagen, dass sich erst im Kleinkindalter ein Schlafmuster entwickelt, dass dem unseren ähnelt. Der Babyschlaf ist anfangs so ganz anders als unser Schlaf. Im Schnitt kommen Babys alle 90 Minuten in eine sehr leichte Schlafphase, in der sie häufig aufwachen. Richtige Tiefschlafphasen – so wie wir Erwachsene sie haben – gibt es bei Ihnen noch nicht. Nur durch unsere Hilfe lernen sie nach und nach den Erwachsenenschlaf. Also ja, Schlafen will gelernt sein.
Was braucht mein Baby, um zu schlafen?
Kein Zweifel: wenn das Baby nachts alle 90 Minuten aufwacht, finden auch wir keinen erholsamen Schlaf, den wir so dringend brauchen. Auch dann nicht, wenn wir uns nachts abwechseln. Wenn das ein Dauerzustand ist, sind wir auch tagsüber nicht fit und schneller gestresst, die Reizschwelle sinkt, wir sind weniger empathisch und wir empfinden unsere Kinder als anstrengender, als wenn wir ausgeruht sind. Aber was braucht mein Baby, um zu schlafen? Ganz einfach:
uns!
Kurs: Babyschlaf
In meinem Babyschlaf-Kurs erfährst du viel darüber, wie Babys schlafen, wie eine sichere Schlafumgebung aussieht und warum manche Babys so oft aufwachen.
Wir sprechen dabei von der sogenannten Co-Regulation. Schläft das Baby bei uns – auf dem Bauch, im Tragetuch oder direkt neben uns – regulieren wir automatisch die Atmung, den Herzschlagrhythmus und die Körpertemperatur beim Schlafen. Um zu schlafen, muss das Kind spüren, dass es sicher ist, dass keine Gefahr droht. Aus Sicht der Evolution ist es für ein Kind absolut unvorstellbar, ohne die Anwesenheit eines Erwachsenen einzuschlafen. Zu groß war die Gefahr, von Raubtieren gefressen zu werden oder auszukühlen. Und unsere Babys wissen einfach noch nicht, dass Ihnen jetzt keine Gefahr mehr droht. Ihr Gehirn spult nach wie vor den Fahrplan ab, als wären sie „Steinzeit-Babys„.
Naturvölker schlafen übrigens ganz anders als wir, nämlich dann, wenn sie müde sind. Das kann auch bedeuten, dass sich der ein oder andere 2-3 Nickerchen am Tag „gönnt“, dann aber nachts wach ist und mit anderen Stammesmitgliedern am Feuer sitzt. Da stört es auch nicht, wenn ein Baby oder Kleinkind dazukommt, dass gerade wach geworden ist. Der reine Nachtschlaf, so wie wir ihn kennen ist also eine rein kulturelle Sache.
Aber das zu wissen, hilft uns leider nicht, wenn wir unter „schlechten“ Nächten leiden. Es erklärt zwar, warum unser Baby oft aufwacht, aber für unseren Alltag brauchen wir Hilfe. Darum melde dich bei mir. Als artgerecht® Babyschlaf-Coach berate ich dich gerne und gebe Tipps für entspanntere Nächte.
Der Mythos des Durchschlafen
„Schläft er/sie schon durch?“ ist wohl eine der häufigsten Fragen, mit denen sich Eltern wenige Wochen oder Monate nach der Geburt konfrontiert sehen. Aber was genau ist eigentlich „Durchschlafen“?
Wissenschaftlich betrachtet reden wir vom Durchschlafen, wenn das Kind ca. 5 Stunden am Stück schläft. Legen wir das Kind also abends um 19:00 schlafen und wacht es dann nachts gegen Mitternacht auf, würde man vom Durchschlafen sprechen.
Ist Durchschlafen aus Sicht des Babys überhaupt sinnvoll?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns bewusst machen, wie Babys eigentlich schlafen:
- weniger tief
- mit kürzeren Schlafphasen
- zu Beginn ohne Rhythmus
Aber warum schläft es weniger tief, hat kürzere Schlafphasen und findet nur langsam einen Rhythmus? Aus evolutionärer Sicht macht Durchschlafen – so wie wir Erwachsene uns das vorstellen – überhaupt keinen Sinn.
Unsere Babys werden unreif geboren – sie sind physiologische Frühgeburten. Das Gehirn wächst in den ersten drei Lebensjahren so ungeheuer schnell, dass es ständig mit Energie versorgt werden will – auch nachts. Das Babys nachts also häufig aufwachen liegt unter anderem daran, dass sie nachts so häufig gestillt werden (oder Flaschennahrung bekommen) möchten, weil ihr Gehirn das braucht. Gleichzeitig gilt auch hier: jedes Baby ist einzigartig. Während die einen tatsächlich alle 90 Minuten aufwachen und wieder in den Schlaf begleitet werden wollen, schlafen andere Babys bereits 3 oder 4 Stunden am Stück. Dies hat aber weder etwas mit dem Entwicklungsstand der Kinder zu tun noch damit, dass diese Kinder „reifer“ sind. Manche Kinder sind nachts einfach hungriger als andere.
Der Tipp mit dem „mal schreien lassen“
Trotz aller vorhandenen Studien hören Eltern immer noch den Ratschlag „Lass das Baby doch einfach mal schreien. Dann lernt es schon einzuschlafen.“
Mittlerweile ist bekannt, was dieses Vorgehen für das Baby bedeutet:
- Das Stresssystem ist aktiviert
- Stark erhöhte Cortisol-Ausschüttung
- Veränderung des Stresssystems im Gehirn
- Stressabbau ist blockiert
- Negative Auswirkungen auf das Immunsystem
Wurde ein Baby schreien gelassen, braucht es permanent sehr viel Zuwendung und Co-Regulation in den Monaten danach, um das Stresssystem wieder runterzufahren.
Also nein, wir lassen unsere Babys nicht schreien, damit sie das Einschlafen lernen. Sie lernen Einschlafen durch uns. Also begleiten wir sie und geben ihnen Sicherheit, Geborgenheit und Nähe, die sie brauchen, um einschlafen zu können.
Falls du diesen „Tipp“ einmal umgesetzt haben solltest und nun ein schlechtes Gewissen hast, dann verurteile dich bitte nicht. Melde dich bei mir, und wir besprechen in Ruhe, was du nun tun kannst.